Slotmachine
Die Installation Slotmachine erinnert auf den ersten Blick an eine herkömmliche Anzeigetafel, wie sie in Abflughallen von Flughäfen zu finden ist. Egal ob Flugreisende oder Pilot:innen, Airlines oder Flughäfen, sie alle müssen sich nach dem Flugplan richten. Die Arbeit des Medien-Künstlers Ulrich Formann fragt automatisch die offiziellen Abflugpläne von europäischen Flughäfen ab. Diese werden mit den Radarinformationen von Tracking-Webseiten verglichen, auf denen alle tatsächlich abgehobenen Flüge gelistet sind. Der Vergleich dieser beiden Datensätze ergibt eine Differenz, die alle Flüge anzeigt, die nicht auf der Anzeigetafel in der Abflughalle erscheinen. Dadurch wird eine der Kehrseiten des globalen Flugverkehrs sichtbar: Geisterflüge. Nach der Eisenbahn und dem Auto hat das Flugzeug unsere Reisedistanz erweitert und bildet damit die Grundlage des flexiblen und mobilen Berufsund Privatlebens. Dabei sind die konkurrierenden (Billig-)Fluglinien auf Flughafennutzungsrechte angewiesen. Über Slots wird Fluggesellschaften das Recht zugestanden, die Flughafeninfrastruktur zu einem bestimmten Zeitpunkt zu nutzen. Zentral ist dabei das use-it-or-lose-it-Prinzip. Wird ein Slot zu weniger als 80 Prozent genutzt, geht er verloren und ein konkurrierendes Unternehmen erhält den Anspruch auf die wertvolle Zeitnische. Um diese Quote einzuhalten und den Slot nicht abgeben zu müssen, werden Flüge kurzerhand leer geflogen. Zeitaktuell legt das nüchterne Rechenergebnis der Slotmachine damit die unsichtbare, aber folgenreiche Struktur hinter Wettbewerb und dauerhafter Verfügbarkeit offen.
Leihgabe der Generali Foundation / Museum der Moderne Salzburg