Urzeitriss
„Aus der Sicht der Tiefenzeit – der geologischen Zeit – lag Chemnitz einst am Äquator“, bemerken die Architekt:innen und weiter: „Vor 291 Millionen Jahren machte ein Ausbruch des Zeisigwald-Vulkans den umliegenden Wald platt. Die Über- reste der versteinerten Bäume, die über die gesamte Region verstreut sind, stellen einen lokalen Schatz dar. Sie zeigen uns, dass in dem subtropischen Wald, auf dem Chemnitz heute steht, einst Baumfarne, Samenfarne, Nadelbäume wie die ausgestorbenen Cordaitales-Bäume und verschiedene Arten von Calamites – die ausgestorbenen Riesenverwandten der Schachtelhalme – gediehen. Diese umfangreiche Sammlung versteinerter Überreste im Naturkundemuseum ist sowohl ein Archiv der Vergangenheit unseres Planeten als auch eine Begegnung mit seiner möglichen Zukunft.“ OOZE und Potrč haben Teile des versteinerten Waldes in eine Landschaft aus Pflanzen eingebettet, die als „lebende Fossilien“ bezeichnet werden: Nachkommen des Waldes von vor Millionen von Jahren, die sich an neue Lebensbedingungen anpassen konnten und auch heute noch gedeihen. An dieser momentan ungenutzten Stelle zeigt sich städtische Veränderung. Wo ein Parkplatz war, archäologische Grabungen stattfanden und demnächst neue (Wohn-)Bauten entstehen, tut sich eine Art Riss oder Spalt auf. Während der Zeitraum, in dem drastische Auswirkungen des Klimawandels aufgehalten werden können, zu verstreichen droht, schaffen OOZE und Potrč einen Moment der Stille, in dem wir uns fragen können, was wir von der Veränderung lernen und wie wir mit ihr umgehen können.
Realisierung in Kooperation mit dem Naturkundemuseum Chemnitz (Ilja Kogan, Ronny Rößler) und HANSA Real Estate Beteiligungs AG.